Wissenschaftskommunikation

Prof. André Niedostadek: "Die Erfahrungen sind ganz überwiegend positiv. Ich versuche es aber auch den Medien möglichst einfach zu machen"

Von Claudia Aldinger | 25. März 2022

Forschungsergebnisse zu publizieren – das gehört zum Wissenschaftssystem seit seiner Gründung. Forschung in die Breite zu kommunizieren – das ist für viele Wissenschaftler:innen noch Neuland. Prof. André Niedostadek hat es dennoch ausprobiert. Der Professor für Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrecht an der Hochschule Harz spricht mal über Erkenntnisse aus seiner Forschung, ordnet auf Anfrage aktuelle Phänomene ein und schreibt auch über sich persönlich. Dazu nutzt er sowohl klassische Medien, neue Themenportale als auch Social-Media-Plattformen. Wir haben ihn nach seinen Erfahrungen und Zielen gefragt:

Herr Prof. Niedostadek, von Ihnen liest man regelmäßig auf regionalen und überregionalen Portalen. Wie haben Sie das geschafft?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gut funktionieren kann, wenn man mit Redaktionen ins Gespräch kommt. Abseits der eigenen Social Media-Kanäle sind diverse Portale und Medien ja durchaus an Themenangeboten interessiert, sofern ein entsprechendes Angebot zu deren Zielgruppe passt. Da muss man aber selbst aktiv werden und versuchen, möglichst interessante Themen zu finden und zu formulieren. Und Redaktionen dann direkt kontaktieren. Pressemitteilungen bringen wenig.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass längst nicht jeder Vorschlag ins Schwarze trifft. Im Gegenteil: Oftmals bleibt eine Rückmeldung seitens der Redaktionen aus. Was aber durchaus verständlich ist, wenn man weiß, dass das E-Mail-Postfach vieler Journalistinnen und Journalisten geradezu überquillt. Da heißt es dann am Ball zu bleiben. Häufiger kommt inzwischen aber auch der umgekehrte Weg vor, dass Medien auf mich zukommen. Die Chancen dafür sind übrigens umso höher, je mehr man mit einem bestimmten Thema in Verbindung gebracht wird.

Auf welchen Kanälen senden Sie regelmäßig? Wieviel Zeit verwenden Sie in der Woche darauf?

Um mal mit der zweiten Fragen zu beginnen: Was das zeitliche Engagement betrifft, kann ich das gar nicht so richtig sagen, da ich darüber nicht Buch führe. Das wechselt auch erheblich. Manchmal widme ich mich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mehrmals in der Woche, manchmal vergeht eine längere Pause, in der andere Dinge Priorität haben. Und zur ersten Frage: Ich bin eigentlich ständig in der Phase, wo ich ausprobiere, was sich eignet. Twitter habe ich beispielsweise viele Jahre sehr intensiv genutzt, komme davon aber mehr und mehr ab. Bei anderen Social-Media-Kanälen bin ich mir auch nicht sicher, ob sich das für meine Arbeit wirklich eignet.

LinkedIn finde ich aktuell ganz interessant. Aber ganz egal, auf welchen Plattformen man sich auch immer aufhält, den zeitlichen Aufwand sollte man nicht unterschätzen, wenn man es richtig machen möchte. Hilfreich sind zudem Strategien und möglichst gegenseitige Unterstützung. Der LinkedIn-Algorithmus mag es beispielsweise, wenn innerhalb kurzer Zeit auf einen neuen Beitrag reagiert wird. Ansonsten landet der eigene Post irgendwo auf den hinteren Plätzen. Deshalb schließen sich ja ganze Grüppchen zusammen, die sich gegenseitig unterstützen. Über die sozialen Medien hinaus habe ich mich bislang vor allem auf Print- und Online-Zeitschriften sowie Magazine konzentriert. Vereinzelt auch Radio. Ganz selten bislang TV.

"Twitter habe ich beispielsweise viele Jahre sehr intensiv genutzt, komme davon aber mehr und mehr ab. Bei anderen Social-Media-Kanälen bin ich mir auch nicht sicher, ob sich das für meine Arbeit wirklich eignet. LinkedIn finde ich aktuell ganz interessant."

Prof. André Niedostadek

 

Was treibt Sie dabei an – persönlich und beruflich?

Bei mir sind es mehrere Motive: Zum einen bin ich Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit bei uns am Fachbereich und schon daher daran interessiert, wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit heute aussehen kann und was klappt oder auch nicht klappt. Außerdem stehe ich beruflich für Themen zur Wirtschafts- und Arbeitswelt, die oftmals auch ein breites Publikum interessieren. Daraus können sich dann immer mal wieder interessante Kontakte für eine weitere Zusammenarbeit, etwa im Sinne von Third-Mission-Aktivitäten ergeben, was für mich auch ein Antrieb ist. Schließlich bin ich als Buchautor persönlich daran interessiert, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Das gilt insbesondere für Bücher, die mit meinem eigentlichen Beruf nicht direkt etwas zu tun haben, wie beispielsweise vier Reisebücher, die inzwischen entstanden sind.

Welche guten, welche schlechten Erfahrungen haben Sie gemacht?

Die Erfahrungen sind ganz überwiegend positiv. Die Zusammenarbeit funktioniert mit diversen Medien in der Regel sehr konstruktiv und man spürt auch ein echtes Interesse und viel Professionalität. Ich versuche es aber auch den Medien möglichst einfach zu machen. Zudem habe ich mit meinen Schwerpunkten vielleicht auch etwas Glück, etwa wenn es darum geht, aktuelle Themen leicht verständlich einzuordnen. Lediglich einmal war ich am Ende sehr erstaunt, was aus einem kurzen Radiointerview geworden ist. 

Was bringt es aus Ihrer Sicht für eine Hochschule, wenn die Köpfe von Forschung und Lehre in der Öffentlichkeit zu sehen und zu hören sind?

Es heißt ja Sichtbarkeit schafft Sichtbarkeit. Wenn es ein strategisches Ziel einer Hochschule ist, sichtbar zu werden, dann ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit ihren vielen Facetten nicht nur ein interessanter, sondern ein notwendiger Baustein. Allerdings auch einer, dessen Nutzen schwer messbar ist. Man muss sich über das Ziel klar sein und am besten strategische Überlegungen anstellen. Das ist gar nicht so einfach. 

Es wird immer mal wieder diskutiert, ob die Wissenschaftskommunikation eher von einzelnen Wissenschaftlern oder eher von ihren Institutionen geführt werden soll. Wie denken Sie darüber?

Ich finde, es lohnt sich nicht, sich mit dieser Frage zu beschäftigen. Beides kann gut funktionieren. Maßgeblich sind die schon angesprochenen Ziele, die man mit der Kommunikation erreichen möchte. Wie schon erwähnt: Solange die Ziele nicht klar sind und solange die auch nicht mit strategischen Überlegungen unterlegt sind, hängen Maßnahmen oftmals in der Luft oder dümpeln vor sich hin – egal von welcher Seite aus die Kommunikation dann erfolgt, ob von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern oder von Institutionen. Hilfreich wäre es, wenn sich Institutionen und interessierte Lehrende auf gemeinsame Aktivitäten verständigten, die unterstützend wirken. Das könnte vielleicht ein interessanter Hebel sein.

Herr Prof. Niedostadek, vielen Dank!

spc

Informationen und Kontakt

Prof. Dr. André Niedostadek, LL.M.

Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrecht
Business Law, Employment Law and Social Law

03943 - 659437, aniedostadek@hs-harz.de

Zu seiner persönlichen Homepage: https://www.hs-harz.de/aniedostadek/willkommen

Text und Bilder (soweit nicht anders benannt): Claudia Aldinger